Page 16 - EMCAPP-Journal No. 18
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Toxic shame: “Anything else, only not that!”           Solche Beschämung wertet nicht das Verhalten,
        The second factor which can turn shame into            sondern die ganze Person ab. Wenn es nicht ge-
        toxic shame is connected with our own reac�-           lingt, solche Beschämung zurückzuweisen,
        on. A healthy reac�on is to say a clear ‘No’ to        möchte man sich als ganze Person verstecken
        pa�erns of behaviour and situa�ons which lead          und schämt sich für sein Dasein. Scham wird in-
        to shame and to choose one’s ac�ons accordin-          ternalisiert. Diese krankmachende (Bradshaw:
        gly.                                                   „toxische“) Scham richtet sich nicht mehr ge-
                                                               gen eine Grenzüberschreitung oder ein unan-
        But if the healthy ‘No’ turns into an exaggera-        gemessenes Verhalten, sondern gegen die ei-
        ted “No, no ma�er what it costs!” (e.g. out of         gene Person. Aus einem vorübergehenden Ge-
        panic or a feeling of inferiority), one is drawn       fühl wird eine dauerha�e Grundhaltung von
        into having-to-avoid, drawn into an idol-wor-          Minderwer�gkeit und Sich-verstecken-Müssen.
        ship of “Anything else, only not that!”. A real-       Besonders problema�sch ist: Wer mit Scham
        life example:                                          gegen sich selbst lebt und bereits als Kind ge-
        • A woman comes for counselling because                lernt hat, wie man andere beschämt, für den
            she cannot speak in large groups, although         kann es in sozialen Konflikten (aus dem eigenen
            she is competent and certainly has some-           Unterlegenheitsgefühl heraus) durchaus eine
            thing to say. A�er a number of sessions, she       Op�on sein, andere zu beschämen: „Sollen er
            remembers an event from her school days:           und andere doch nur merken, wie schlimm er
            during a class, she offered an answer which        ist, so dass er sich tüch�g dafür schämt!“ So
            turned out to be wrong. Several fellow pu-         werden wir aus Opfern zu Tätern und geben Be-
            pils laughed. At that moment she swore to          schämung weiter.
            herself that she would never offer an ans-         Die wich�gste Lösung ist, dass Beschämung als
            wer again or voluntarily say anything at all,      solche iden�fiziert wird. Ich schaue meine
            hoping never to have to undergo that experi-       Scham an und frage mich: Ist sie eine angemes-
            ence again. When she released herself from         sene Warnung vor falschem Verhalten und ge-
            this oath in the name of Jesus and accepted        hört somit zu dem (meist kleinen) Bereich, wo
            the risks involved in being more open, she         ich mich auf natürliche Weise schäme?
            was able to break out of her silent role for       Oder ist sie eine Reak�on auf beschämende
            the first �me.                                     Aussagen, die ich dem „Absender“ gegenüber
                                                               zurückweisen oder „in die Mülltonne stecken“
                                                               kann? Ich trete in den Lernprozess ein, fremde
        If everything which could possibly trigger fee-        Beschämung von eigener Scham zu unterschei-
        lings of shame has to be avoided no ma�er              den.
        what it costs, it may happen (as with a phobia)        Und ich entscheide mich, eigenen Tendenzen,
        that fears and avoidance behaviour become              andere zu beschämen, energisch entgegenzu-
        more and more pronounced:
                                                               treten.
        I am unable/forbidden to show a certain aspect         „Nicht die Scham kann ‚abgelegt‘ oder ‚zurück-
        of my character!                                       gewiesen‘ werden, was viele Menschen wün-
        I am unable/forbidden to show a number of
                                                               schen, sondern die Beschämung.“ Baer & Frick-Ba-
        aspects of my character!
                                                               er, 2008:30
         I am unable/forbidden to have a certain aspect
        of mycharacter!                                        Krankmachende Scham:
        I am unable/forbidden to have a number of              „Alles, nur das nicht!“
        aspects of my character!                               Der zweite Faktor, durch den aus Scham eine
        I am unable/forbidden to show myself as I am!          krankmachende Scham wird, hängt mit unserer
        I am unable/forbidden to be as I am!                   eigenen Reak�on zusammen. Verhaltenswei-
        I am unable/forbidden to be!                           sen und Situa�onen, die zu Scham führen, ein
                                                               klares Nein entgegenzusetzen und entspre-
        (a�er Bodo Baar, 1995:52)                              chend zu handeln, ist eine gesunde Reak�on.



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