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surement required by law in Switzerland since 2012 will  Ergebnisprüfung geschieht mittels Quartals- und Jahres-
             create thenecessary preconditionsfor thisand willenable  auswertungen, welche die aktuellen Therapieergebnisse
             a comparison of clinics as soon as the data has reached a  jeweils mit der Vorperiode vergleichen. Ein Vergleich mit
             sufficient quality.                               anderen Kliniken (Benchmarking) ist zurzeit nur sehr
             On the superordinate, scientific level, the concern is for  bedingt möglich, wäre aber sehr wünschenswert. Die in
             a fundamental understanding of the interaction between  der Schweiz seit 2012 gesetzlich vorgeschriebene Ergeb-
             religiosity / spirituality and psycho-social factors in the  nismessung wird die Voraussetzungen dazu schaffen und
             therapeutic process. We have presented examples and  den Klinikvergleich ermöglichen, sobald eine genügende
             results, e.g. the influence of religiosity on the treatment  Datenqualität erreicht wird.
             outcome. This example also shows that we must develop  Auf der übergeordneten, wissenschaftlichen Ebene geht
             our models and methods further in order to grasp even  es ein grundsätzliches Verständnis des Zusammenwir-
             differentiatedly the influence of religiosity and spirituali-  kens von Religiosität/Spiritualität und psychosozialen
             ty on the therapeutic process.                    Faktoren im therapeutischen Prozess. Beispiele und Er-
             Also left open is the question of what is ultimately behind  gebnisse dazu haben wir darstellt, z.B. der Einfluss der
             the change in religiosity as part of our holistic therapy  Religiosität auf das Behandlungsergebnis. Dieses Beispiel
             concept. Are we dealing with a general therapeutic phe-  zeigt auch, dass wir unserer Modelle und Methodik wei-
             nomen, or with a specific effect of our holistic treatment  terentwickeln müssen, um den Einfluss von Religiosität
             concept? We could get closer to this question by inclu-  und Spiritualität auf den therapeutischen Prozess noch
             ding characteristics of the treatment (including therapy  differenzierter zu erfassen.
             characteristics) or by qualitative analyses. We have al-  Auch bleibt die Frage offen, was der Veränderung der
             ready collected qualitative data on religiosity as a the-  Religiosität im Rahmen unseres ganzheitlichen Therapie-
             rapeutic agent in depressive patients as part of a double  konzepts letztlich zu Grunde liegt. Handelt es sich hier
             licentiate paper (Schmidt & Adami, 2008). Comparison  um ein allgemeines Therapiephänomen oder um die spe-
             with other institutions could further clarify the influence  zifische Wirkung unseres ganzheitlichen Behandlungs-
             of the treatment concept. Last but not least, however, an  konzeptes? Eine weitere Annäherung an diese Frage wäre
             investigation of specific therapy programmes such as the  durch den Einbezug von Behandlungsmerkmalen (inkl.
             forgiveness intervention by Enright (Teschner, 2002) or  Therapeutenmerkmalen) oder durch qualitative Analy-
             the cognitive/behavioural therapy modified for religious  sen möglich. Eine qualitative Erhebung zur Religiosität
             patients by Rebecca Probst (1992) is indispensable in  als therapeutischer Wirkfaktor bei depressiven Patienten
             order to identify, differentiate and understand the sig-  haben wir im Rahmen einer Doppel-Lizentiatsarbeit be-
             nificance of religious and spiritual elements in therapy.  reits durchführen (Schmidt & Adami, 2008). Auch der
             (Hefti, 2011).                                    Vergleich mit anderen Institutionen könnte den Einfluss
                                                               des Behandlungskonzeptes verdeutlichen. Last but not
             3.3 Limits to the collection of empirical treatment data  least ist aber die Untersuchung spezifischer Therapie-
             We must of course remain aware of the limitations when  programme wie die Vergebungsintervention von Enright
             we collect empirical data. This is particularly true of data  (Teschner, 2002) oder die für religiöse Patienten modifi-
             on religiosity. What we measure empirically as “religiosi-  zierte kognitiv-behaviorale Therapie von Rebecca Probst
             ty” and “spirituality” are ultimately psychological const-  (1992) unumgänglich, um die Bedeutung religiöser und
             ructions which cannot be allowed to be equated with re-  spiritueller Elemente in der Therapie zu identifizieren, zu
             ligion or faith. Here the word from the Eucharistic Prayer  differenzieren und zu verstehen (Hefti, 2011).
             of the Catholic Liturgy applies: “No-one knows about
             their faith except you (God)” (Catholic Prayer and Hymn  3.3 Grenzen empirischer Forschung und Datenerhebung
             Book, 1975). The evaluating of religiosity and spirituality  Wir müssen uns auch der Grenzen bewusst bleiben,
             is thus always an approximation to the patient’s relation  wenn wir empirische Daten erheben und wissenschaft-
             to the transcendental, and should never lead to a final de-  lich auswerten. Dies gilt in besonderem Masse für „Reli-
             finition of any kind for religion or spirituality.  giositätsdaten“. Was wir empirisch als „Religiosität“ und
                                                               „Spiritualität“ messen, ist letztlich immer ein psycholo-
                                                               gisches Konstrukt, das nicht mit Religion oder Glauben
                                                               gleichgesetzt werden darf. Hier gilt das Wort aus dem
                                                               Hochgebet der katholischen Liturgie: „um deren Glau-
                                                               ben niemand weiß als Du (Gott)“ (Katholisches Gebet-
                                                               und Gesangbuch, 1975). Die Erfassung von Religiosität
                                                               und Spiritualität ist damit immer eine Annährung an den
                                                               Transzendenzbezug des Patienten und darf nie zu einer
                                                               wie auch immer gearteten religiösen oder spirituellen
                                                               Festschreibung führen.










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